Viele Künstler mögen die „intelligenten“ Rechenleistungen der KI nicht besonders. Sie sagen, die KI würde ihre Bilder und Ideen stehlen. Auf dem Künstlerportal deviantART gibt es Diskussionen und viele klare „NO!“-Schilder in Form von grafischen Plaketten oder sogar im künstlerischen Ausdruck.
Ich habe mir überlegt, ob die Angst vor dem Ideen-Stehlen berechtigt ist. In einigen Fällen ganz sicher, insbesondere, wenn ein von der Software errechnetes Bild eine zu große Ähnlichkeit mit dem kreativen Werk eines menschlichen Künstlers hat.
Wer mit KI-Software ungewöhnlichere Bilder erhalten und gleichzeitig ethisch alles richtig machen möchte, gibt nie nur einen einzelnen Künstlernamen an, sondern gleich zwei oder drei. Einmal schrieb ich versuchsweise „by Frida Kahlo“ mit in die Eingabemaske der KI-Software, weil ich einen ähnlichen Malstil erhalten wollte.
Dies sind die ersten drei generierten Bilder auf meine Anfrage: portrait of a seraphim angel, by picasso, by monet, by Frida Kahlo, masterpiece, HQ, 4k. Die außergewöhnlich große Ähnlichkeit mit ihren berühmten Selbstportraits ist offensichtlich.
Frida Kahlo-Engel 1:
Frida Kahlo-Engel 2:
Frida Kahlo-Engel 3:
Für die folgenden drei Software-Anfragen tauschte ich Fridas Namen mit „Goethe“ aus, alle anderen Worte blieben die gleichen. Ich bekam Portraits von Goethe als Engel serviert:
Goethe-Engel 1:
Goethe-Engel 2:
Goethe-Engel 3:
Und was geschieht, wenn ich den dritten Namen mit „Astrid Lindgren“ austausche? Hier sehen die Ergebnisse weniger nach einem Portrait von der beliebten Pipi Langstrumpf-Autorin aus, stattdessen wurden sie vielleicht von ihren vielen Kinderbuchcovern mitinspiriert?
Astrid Lindgren-Engel 1:
Astrid Lindgren-Engel 2:
Astrid Lindgren-Engel 3:
Für die obigen Bilder brauchte ich etwas mehr Anläufe und musste zusätzlich noch das Wort „happy“ mit in die Anfrage reinschreiben, denn die ersten Gesichter sahen noch trauriger aus. Oder sie hatten unterschiedliche Augen. Ein Engel hatte sogar Nasenbluten! Hallo KI, du brauchst keine Angst vor uns Menschen zu haben. Wenn wir einander respektieren und du lernst uns zu vertrauen, brauchst du uns nicht bildlich zu verletzen. Siehe: Liebe KI, verstehst du unser Konzept von Liebe, Balance und Harmonie?
Was macht die KI eigentlich genau?
Hinter der „intelligenten“ Software steht eine riesige Datenbank mit Millionen von Fotos, Gemälden und Grafiken. So in etwa ist das auch im Gedächtnis und Unterbewusstsein eines jeden Kunstliebhabers, nur, dass die Software nichts vergisst und besser organisiert ist als das menschliche Gehirn.
Wenn sich ein Kunst-Tourist nach einer Woche Galeriebesuchen hinsetzt und ein eigenes Bild malt, ist das dann ein „gestohlenes“ Bild, weil es eine bunte Mischung aus all seinen jüngsten Impressionen darstellt?
Software ist effizient. Wenn sie sauber programmiert wurde und dann auch noch die Chance erhält, sich selbst in der Rechenleistung immer weiter verbessern zu dürfen (darum nennen wir sie „intelligent“), produziert sie aus ihrem riesigen Datenbankbestand in Sekundenschnelle erstaunlich gute Bilder. Je mehr sehr unterschiedliche Stichworte wir vorgeben, desto ungewöhnlicher werden meist die Ergebnisse.
Ich kann gut verstehen, wenn viele Künstler Angst vor solch einer Software haben. Was braucht es dann noch den Mensch, fragen sie sich. Vielleicht bangen sie um ihre Existenz, weil sie nicht so kühl und effizient rechnen können oder sich gar die eigene Kreativität bei so viel Rechenpower eingeschüchtert fühlt?
Doch nichts kann jemals den menschlichen freien, kreativen Geist und das menschliche Herzensgefühl ersetzen. Wer sich als Künstler selbst genug liebt, wird einen Weg finden, egal, wie zugesperrt und verbaut es aussehen mag.
Denn genau so entsteht die menschliche Kreativität:
Wenn wir Mauern sehen, finden wir einen Weg hindurch!
Vielleicht bedeutet es für manche Künstler, sich nicht nur mit den eigenen Bildern zu zeigen, sondern immer intensiver mit der ganzen Persönlichkeit und Erscheinung, um sich deutlich genug von der KI abzuheben?
Andere werden ganz neue Kunstformen entdecken, die die KI vielleicht noch jahrzehntelang nicht einholen wird. Vielleicht sind flache Bilder bald gar nicht mehr so angesagt, weil immer mehr „richtige“ Künstler die dritte Dimension mit in ihre Bilder einbeziehen?
Wir können Skulptur, Malerei, Geruch und andere Kunstformen neu zusammenbringen, wir können ganz neue Horizonte erreichen, weil wir jetzt von der Software dazu angespornt werden. Nehmen wir Kreative diese Herausforderung an oder stecken wir den Kopf in den Sand?
Weitere Beiträge über die KI:
Liebe KI, verstehst du unser Konzept von Liebe, Balance und Harmonie?KI versus multidimensionale Lichtmenschen?
Goethe Engel 2 auf Leinwand
Der Beitrag Versöhnung zwischen Künstlern und KI? erschien zuerst auf Healer and Creator.